Chronik des Vereins

Empor, Stahl oder Aufbau - mit den Trägerbetrieben hat sich in der Vergangenheit oftmals auch der Name der Gerwischer Sportgemeinschaft geändert. Inzwischen ist sie 90 Jahre alt.

Vielleicht hatte man im Jahr 1990 noch keine Vorstellung davon, welch weitreichende Folgen die Entscheidung bei der "Neugründung" der SG Gerwisch haben würde. "Der Zusatz SG stand für uns von vornherein fest", erklärt Günter Schulze, der Vorsitzende. "Die Zahl 1923 sollte ebenfalls im Namen vorkommen." Bei den Farben jedoch, "da war es mehr eine Entscheidung aus dem Bauch heraus", sagt der 66-Jährige mit einem Schmunzeln. "Wir haben uns eben auf Blau-Weiß geeinigt." Aktuell sind diese Farben überall zu finden, nicht nur im Logo. Im Vereinsheim, das anteilig ebenso in Eigenleistung errichtet wurde wie beispielsweise die Duschen, wiederholt sich das Muster genauso offenkundig wie im Holzpavillon, der vor dem Fußballplatz steht.

"Gerwisch war schon immer Industriestandort." Im Jahr 1923 waren allerdings andere Sportarten präsent. Die vor allem im "Arbeitersport" organisierten Athleten betrieben Kunstradfahren oder Radball. Nach dem 1. Weltkrieg, als viele Deutsche aus Danzig flüchteten, lebte der Vereinssport in Gerwisch auf. Viele der Neuankömmlinge waren bei der Eisenbahn angestellt. Diese hatte die alte Munitionsfabrik aufgekauft und Wohnungen daraus errichtet. Die "Siedlung Ostmark" wollte ihre Sporttradition fortführen und hatte einen Turnverein gegründet. Der
schloss sich 1923 mit den Radsportlern zusammen.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Verein zur Betriebssportgemeinschaft. "Gerwisch war immer ein Industriestandort", erklärt Schulze. In den folgenden Jahren hatte die BSG unterschiedliche Träger und demzufolge auch unterschiedliche Namen (Konservenfabrik - Empor; Schrottwerk - Stahl; Kies- und Betonwerk - Aufbau). Der Sport jedoch blieb weitgehend gleich.

"Wir haben Einreisegenehmigungen benötigt."

Vor allem der Handball lebte in den 50er und frühen 60er Jahren auf, allerdings auf dem heute kaum noch vorstellbaren Großfeld. Gerwisch sicherte sich zwei Bezirksmeistertitel, trat unter anderem gegen den SC Magdeburg II an. In Erinnerung geblieben sind vor allem die Auswärtsfahrten. Zum einen aufgrund des Mannschaftsbusses, der ein LKW mit Aufbau war, zum anderen aufgrund der Formalitäten, beispielsweise beim Auftritt in Oebisfelde oder Harbke. "Wir benötigten Einreisegenehmigungen, weil es so dicht an der Grenze lag", so Schulze. 1967 wurde dann der letzte DDR-Meister ermittelt - das war übrigens der SC Magdeburg -, "dann gab es den Sport nicht mehr".

Das Handballgeschehen verlagerte sich in die Sporthallen. "Da wir keine eigene hatten, haben wir in Biederitz und Burg gespielt." Doch das Interesse "hat merklich nachgelassen". Erst nach der Wende ging es dank eines Sponsors wieder nach oben, von 1992 bis 2001 lief das Team in der Verbandsliga auf. Nachdem der Geschäftsführer jedoch in Rente gegangen war, "war es vorbei". Heute gibt es in Gerwisch nur noch Alt-Herren-Handball.

Der Fußball nahm hingegen die gegenteilige Entwicklung. Bis zur Wende war Gerwisch lediglich auf Kreisebene vertreten, sicherte sich allerdings auch einige Meistertitel. Nachdem der Platz erneuert wurde, "hatte die Abteilung Zulauf, vor allem bei der Jugend". 1999 folgte dann der  Aufstieg in die Landesliga. Vier Jahre später "fing es an zu bröckeln", beschreibt Schulze, es
folgte der Absturz bis in die Kreisoberliga. "Allerdings haben wir eine super Nachwuchs-Arbeit, gehen jetzt in Spielgemeinschaften mit Heyrothsberge zusammen", freut sich der Vorsitzende unter anderem über die zwei C-Jugend-Teams auf Landesebene. Nun sei es wichtig, der Jugend die Perspektive für die Männermannschaft zu bewahren.



Die neun Abteilungen
Insgesamt sind es 391 Mitglieder, davon 164 Kinder und Jugendliche
Fußball: ca. 130 Mitglieder, davon viele Jugendliche
Gymnastik: ca. 90 Mitglieder in unterschiedlichen Gruppen, beispielsweise Aerobic
Kinderturnen: ca. 50 Mitglieder
Judo: 36 Mitglieder, vor allem Kinder und Jugendliche
Kraftsport: ca. 25 Mitglieder
Handball: 19 Mitglieder, alle Alt-Herren
Badminton: ca. 15 Mitglieder, gegründet vor etwa vier Jahren
Tischtennis: ca. 15 Mitglieder,
Volleyball: ca. 15 Mitglieder; alle Volkssport; vor etwa zwei Jahren gegründet