Copyright © Volksstimme 2016 Von Björn Richter
Gerwisch l Es gibt die großen Stoiker und Schweiger auf den Trainerbänken. Der Urkrainer Walerij Lobanowski, der Spiele seiner Mannschaften meist über 90 Minuten ohne die leiseste Gefühls- und Körperregung verfolgte, galt zweifellos als der bekannteste Vertreter dieser Art. Auf der anderen Seite gibt es die Jürgen Klopps und Diego Simeones dieser Welt, die das Amt an der Seitenlinie interpretieren wie eine fußballerische Rumpelstilzchen-Aufführung. Nicht in diesen Sphären und erfreulicherweise auch nicht auf diese extreme Weise, aber doch mit einem ähnlichen Kalorienverbrauch und Ruhepuls bewegt sich Rene Pinske. Und zwar wortwörtlich. Coaching heißt für den Trainer der SG Blau-Weiß Gerwisch stets auch: viel laufen, viel reden.
Dass Pinske auch am Montag oft vor der Trainerbank unterwegs war und Fehler umgehend ansprach, zeugte dann auch weniger von Unzufriedenheit mit der Leistung seines Teams. Das Fazit fiel weitgehend positiv aus: „Für das erste Testspiel war das absolut in Ordnung. “
Mit Blick auf die vergangene Woche hörte sich das noch ein wenig anders an. Da nämlich fand der wirklich allererste Test in Form eines kurzfristigen Trainingsspiels gegen die Landesklasse-Elf des SSV Besiegdas Magdeburg statt. Der Vergleich besaß allerdings weitaus weniger Aussagekraft als der Montagabend. Einerseits kamen die Blau-Weißen unmittelbar „aus dem Kalten“, andererseits lief in Hälfte zwei nahezu eine komplette A-Jugend bei der SG auf, die dem routinierten Gegner beim 2:8 wenig entgegenzusetzen hatte.
Gegen den Stadtoberligisten aus dem Magdeburger Osten waren dagegen nicht nur weite Teile des Teams im Einsatz, man merkte ihm auch die ersten Trainingstage und vor allem die Freude über das Ende der Sommerpause an. „Ich denke, man hat gesehen, dass beide Mannschaften mit offenem Visier gespielt haben“, schätzte der Trainer korrekterweise ein. Schon in der ersten Hälfte bot sich ein munterer Schlagabtausch mit etlichen hochkarätigen Chancen, darunter je ein Aluminiumtreffer auf beiden Seiten. Da im Abschluss allerdings die Genauigkeit fehlte, wurden die Seiten torlos gewechselt.
Nach der Pause legten zunächst die Gäste die Zurückhaltung ab und hatten nun auch Erfolg im Abschluss. Fünf Minuten nach Wiederbeginn war David Henning zur Stelle und überwand den machtlosen René Bonitz, der erstmals das Gerwischer Tor hütete.
Der Weckruf verhallte jedoch nicht ungehört. Durch Treffer von Lucas Betancor Mahler (63.) und Neuzugang Benjamin Loof (75.) drehten die Blau-Weißen die Partie und brachten den knappen Vorsprung ins Ziel. Beide Treffer fielen jeweils nach starker Vorarbeit über die Flügel und konsequenter Verwertung im Zentrum.
Am Ende „wäre vielleicht auch ein Unentschieden ein gerechter Ausgang gewesen, aber natürlich nehmen wir diesen Sieg gern mit“, konstatierte Pinske, der dem gesamten Team ein gutes erstes Zeugnis ausstellte: „Das hat schon ganz gut gepasst. Klar, ein paar kleinere Baustellen gibt es immer und so ganz fit sind die Jungs auch noch nicht.“
Doch um sich die nötigen „Körner“ für den Kreisoberliga-Start am Freitag, 26. August, zu holen, bleibt noch genügend Zeit. In den kommenden Tagen stehen noch zwei Testspiele bei der SG Blau-Weiß Niegripp (Sonnabend, 6. August, 15 Uhr) und zuhause gegen den TuS Magdeburg-Neustadt II (Dienstag, 9. August, 18.30 Uhr) auf dem Programm.
Tore: 0:1 David Hennig (50.), 1:1 Lucas Betancor Mahler (63.), 2:1 Benjamin Loof (75.)